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Apple CarPlay: Erklärung und Erfahrungsbericht

Apple CarPlay im Porsche Macan

Apple CarPlay ist eine Softwareplattform von Apple. Mit ihr ist es dem Fahrer möglich, über ein Display im Auto Apps auf dem Smartphone zu nutzen, ohne das Smartphone in die Hand nehmen zu müssen. So kann man beispielsweise als Fahrer die Navigationsfunktion einer App auf dem iPhone nutzen (Apple Maps oder Google Maps) und auf den Kauf eines teuren, schwer zu bedienenden Navigationssystems verzichten.

Das ist für mich auch das Hauptargument für die App-Helfer, die da auf dem Handy laufen: Man erkennt die Oberfläche im Auto schnell wieder und kann sie auf Anhieb bedienen, auch wenn sie etwas anders aussieht als auf dem Taschencomputer. Und so kann man als Fahrer den Job, den man zu erledigen hat, besonders schnell erledigen. Und der Job kann etwa lauten:

Siri, bring mich nach Hause.

eigene Vorstellung
Photo by Omid Armin on Unsplash

Persönlich nutze ich die Navigationsfunktion auch auf mir bekannten Strecken, weil ich die Echtzeit-Trafficprognose von Google Maps sehr schätze.

CarPlay: limitiert, aber bekannt

Ein bekanntes User Interface ist nicht zu unterschätzen – und gerade für Anwendungen, die man auf mehreren Geräten benutzt, hilfreich. Netflix erkennt man ja auch auf dem Fernseher wieder, wenn man mit der iPad- oder der Smartphone-App angefangen hat.

Gerade Dienstreisende sollten das Thema mit der Umstellung kennen: Man muss sich nicht an die Bedienlogik und Konzeption von Ford, BMW, Opel oder Mercedes-Benz gewöhnen, wenn man privat zum Beispiel Audi fährt. Oder umgekehrt. Oder in einer der anderen Richtungen. 

Ruckzuck, einfach das eigene Smartphone mit dem mitgebrachten Lightning-Kabel ans Auto anschließen, AGB akzeptieren, Gerät koppeln und es kann losgehen. Bei mir ist das meistens Spotify. „Papa, machst du Musik an?“ Auf der Spotify-App-Ansicht in CarPlay wird zum Beispiel der Start-Tab verfügbar gemacht. So hat man sehr schnell Zugriff auf die meist gehörte Musik.

Wieso ist CarPlay so viel besser bedienbar als die Software, die sonst auf dem Auto läuft?

Das Auto wurde wie der Computer zwar in Deutschland erfunden, aber wenn ich an UX und Deutschland denke, fallen mir Zertifizierungen und SAP und Datev ein, und das sagt eigentlich schon alles über die verheerende Lage hierzulande aus. (Wir haben keinen Thermomix, da soll das ja anders sein.)

Wer zum ersten CarPlay sieht und schon mal ein iPhone in der Hand hatte, wird viel wiedererkennen und hat keine Probleme mit dem Nutz. Große Touchziele sind vorhanden, die Vorgaben macht Apple – und man muss auch nicht auf der Mittelkonsole im Auto auf einmal swipen oder komische Muster malen. Es funktioniert einfach.

Meine These, warum das mit der Bedienbarkeit nicht klappt: Die Autohersteller denken die meisten Modelle von der Produktion her. Auch heute noch werden etwa die Verkleidungen der Türen für ein neues Großserienmodell vom Hersteller ausgeschrieben. Es gibt Lastenheft und Pflichtenheft, die Zulieferer bieten an – und so wird im Wasserfall entschieden. Tesla baut alles selbst, auch die Software, die auf dem großen Bildschirm in der Mitte des Autos läuft, und denkt das Auto von der Software her. Das sind zwei unterschiedliche Welten, ganz einfach. Die eine davon hat eine Zukunft, die andere nicht. Auch Tesla wird das mit der Produktion auch noch lernen, Spaltmaßdiskussionen hin oder her. Aber zurück zu Apple.

Die Evolution von CarPlay

CarPlay gibt es seit 2014, ein Jahr später kam der Konkurrenz von Android, Android Auto, auf den Markt. Apple selbst schrieb in der Ankündigung darüber, was der Service kann, bereits 2014:

CarPlay, the smarter, safer and more fun way to use iPhone® in the car

Apple

Wie immer sagt Apple-Marketing das, was andere sagen könnten, besser und kürzer.

In den folgenden Jahren seitdem werden allerdings in den Apple-Pressemitteilungen die Hinweise auf Apple CarPlay dünner. CarPlay wird zum Satz-Anhängsel. Wenn ich mal aus der derzeit (Januar 2021) aktuellsten Pressenachricht zitieren darf:

Streaming seamlessly to iPhone, iPad, iPod, Apple Watch, Apple TV, Mac, HomePod, and CarPlay, Apple Music is the most complete music experience on the planet. 

CarPlay ist also nur ein Device unter vielen, auf das man Apple Music streamen kann. Das achtwichtigste oder am wenigsten wichtige. Sogar die Watch kommt vor, und sogar der HomePod. Das sagt auch einiges über die Bedeutung des Produktes in der Produktpalette von Apple aus. Es ist ein Enabler, aber mehr eben nicht. Auf jeder WWDC, der Entwicklerkonferenz von Apple, finden sich Hinweise auf Neuigkeiten für CarPlay. Aber sie hauen mich als Endkunden nicht gerade vom Hocker lederbezogenen, elektrisch verstellbaren Sportsitz mit Lordosenstütze und Memoryfunktion für bis zu vier Personen.

Aus dem aktuellen Jahrgang, WWDC 2020 bzw. iOS 14:

  1. CarPlay kann jetzt andere Hintergrundbilder. 5 an der Zahl statt Anthrazit/Schwarz
  2. Unter iOS 14 kommen neue App-Kategorien hinzu, für die sich Entwickler für CarPlay freischalten lassen können. Erlaubt sind jetzt nach den neuen Guidelines:
    1. Audio (also Spotify, Apple Music, Deezer und Co.)
    2. Kommunication (What’s App – mega praktisch!)
    3. Lade-Apps für Elektroautos
    4. Navigation (siehe oben, für mich ist die Kombination Google Maps + CarPlay jedem Navi vorzuziehen)
    5. Parken
    6. schnelle Essensbestellung – wegen Corona ist das wahrscheinlich dazugekommen, gute Entscheidung
  3. Verbesserungen für Siri
  4. horizontale Statusleiste für Autos mit Bildschirmen im Hochformat (wer baut so etwas, bitte? Leserzuschriften erwünscht)
  5. Unterstützung für chinesische und japanische Tastaturen
  6. Verbesserungen für Kommunikations- und VoIP-Apps

Pressebilder für CarPlay findet man weder im Pressebereich von Apple noch auf den Presseservern von BMW und Mercedes-Benz. Bei Porsche (siehe Beitragsbild) und Audi (weiter unten) bin ich fündig geworden. Die entsprechenden Rechte für die Bilder, die ich in diesem Grundlagenartikel verwende, liegen daher auch bei den Herstellern. Ich habe mal ein paar Fotos in unserem EQV gemacht.

Wie sieht CarPlay im Auto aus?

Selbst getestet habe ich CarPlay in einem Mietwagen, als ich während der Corona-Pandemie im Sommer doch einmal dienstlich verreisen musste. Testfahrzeug war ein Audi A1, also ein eher kleines Premiummodell. Leider habe ich keine Fotos im Auto gemacht, weswegen ich hier auf die Pressefotos zurückgreifen muss.

Ich versuche mich mal an einer Beschreibung dessen, was CarPlay macht und wie man das als Nutzer im Auto erlebt. Die Hersteller hängen neben ihr sonstiges Car Interface die CarPlay-Integration, etwa über einen Tab, wie das im aktuellen MBUX gelöst ist, oder eine App-Anwendung. Das muss man sich ungefähr so intelligent integriert (also gar nicht) vorstellen wie ein HDMI-Dongle im Fernseher-Interface. Da wechselt man auch über die Source-Taste in eine ganz andere Welt. Es hat schon etwas von einem Frankenstein-Monster, was das von der User Experience für den Fahrer und all die, die das Interface bedienen, bedeutet. Aber es ist eben eine zweite Welt, die man intuitiv bedienen kann, weil sie Muster aus dem Handy aufgreift.

CarPlay Wireless im Audi – längst nicht Standard

Das Besondere am A1: Ich konnte das Handy einfach in die Induktionsladeschale legen, das Handy per Bluetooth mit CarPlay und dem Auto verbinden – und los ging es. Bei Audi habe ich für ein anderes Modell auch ein Pressefoto davon gefunden:

Wireless Apple CarPlay in einem Audi Q3. Rote Streifen dienen nur zur besseren Illustration
Wireless Apple CarPlay in einem Audi Q3. Rote Streifen dienen nur zur besseren Illustration. Foto: Pressefoto Audi

Das ist immer noch die Ausnahme bei CarPlay. Meist muss das Auto per USB-Kabel mit dem Smartphone verbunden werden. Wireless ist immer noch die Ausnahme, Nikola Tesla würde sich im Grabe umdrehen. Und Tesla hat kein CarPlay, weil die ihr eigenes System verbauen. Lada übrigens auch nicht, sagt zumindest Wikipedia. Aber irgendwie passt das auch nicht zum Markenkern von Lada – reines Auto, reine Seele oder irgendwie so.

Leider habe ich auch keine Hersteller-Datenbank von Modellen gefunden, für die CarPlay Wireless verfügbar ist, nur diesen Artikel hier mit den verfügbaren Modellen in 2021. Da kleine Modelle in den USA nicht vertrieben werden, steht der A1, den ich gefahren bin, entsprechend auch nicht auf der Liste.

Welche Rolle spielt CarPlay für Apple?

Wenn ich raten dürfte, dann arbeiten nur eine Handvoll Produktteams bei Apple an der Weiterentwicklung der Plattform. Derzeit gibt es drei Ausschreibungen für Stellen im CarPlay-Umfeld. Die Weiterentwicklung verläuft auch eher langsam, darüber habe ich oben geschrieben.

Und ob man durch die Integration in die Autos etwas darüber lernt, wie man Autos baut (das gehypte Apple-Auto von 2025), wage ich auch zu bezweifeln.

Wie stehen die Autohersteller zu Apple CarPlay?

Legendär ist die Haltung, die BMW einst zu CarPlay einnahm: Die Funktion sollte nur im Rahmen eines Abos für den Fahrer verfügbar sein. Der Gedankengang dahinter ist mir schon klar: He, wir haben einen Zusatzservice für unsere Nutzer, der über den Kern unseres Produktes hinausgeht – dafür muss man doch Geld nehmen können. Auch das zeigt den Bauchnabelblick der Branche ganz gut. Die Verbindung mit dem Smartphone ist emotional, und daher knallte es auch.

Der Backlash war gewaltig, sodass sich BMW gezwungen sah, wieder zurückzurudern. Jetzt ist CarPlay bei BMW als App-Kauf erhältlich, und einmal im Jahr ist das Produkt im Rahmen der Black Week auch deutlich reduziert.

BMW hat Ende 2020 noch mal einen Fehler im System gehabt, sodass wieder die Abopreise auftauchten. Aber das ist ganz normal bei Software, Fehler passieren.

Die anderen Hersteller halten es ähnlich (bis auf Audi, wo es immer noch das Abo-Modell gibt), und auch das Preisgefüge ist sehr homogen. Bis auf Porsche, aber es war immer schon etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.

HerstellerPreis in Deutschland
Mercedes-Benzab 357€ (Shop-Link)
AudiLifetime ab 380€ (Shop-Link)
BMW292,44€ (Shop-Link)
Porscheab 600€ bei inoffizieller Nachrüstung
Übersicht über die verschiedenen CarPlay-Angebote

Ob dieser Service auch noch im Auto bleibt, also dem Besitzer „gehört“, wenn man das Auto weiterverkaufen will, das weiß ich leider nicht. Dazu habe ich nix gefunden.

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