Nehmen wir mal an, ich möchte ein neues Auto kaufen. Und ich habe mir ein Auto ausgesucht, das es noch nicht in ausreichender Menge auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt. Dann ist meine erste Anlaufstelle für die Standardinfos die Website der Herstellers des Fahrzeugs. (Kleine Erinnerungsstütze: Blogpost darüber schreiben, warum rein ökonomisch betrachtet ein Neuwagenkauf unsinnig ist.)
Nehmen wir des Weiteren an, ich interessiere mich für ein Premiumfahrzeug einer unteren Baureihe eines bayerischen Autoherstellers.
Dann gehe ich auf die Website des Herstellers, werde erst einmal von einem Ladekringel begrüßt. Dann kommt ein Flash-Film von der Marketingabteilung für die Marketingabteilung. Wenn man da noch einen Ad-Blocker installiert hat, geht wahrscheinlich gar nix mehr im Browser.
Aber gehen wir mal davon aus, dass alles lädt.
Dann kommen ellenlange URLs in die Browserzeile. Anstatt bmw.de/3er und audi.de/q7 heißt es http://www.audi.de/de/brand/de/neuwagen/q7/audi_q7.html (nicht klicken, der anfangs erwähnte Flash-Film folgt tatsächlich). Das ist übrigens auch nur eine Weiterleitung von http://www.audi.de/de/brand/de/q7. Wieso das notwendig ist? Das wüsste ich gerne von den Köpfen hinter audi.de.
Die BMW-Startseite ist nicht viel besser, leitet mich gleich drei Verzeichnisse tiefer weiter. Der Konfigurator ist dann gleich die nächste Krankheit. Muss die URL wirklich so heißen? Wozu brauche ich den Ordner /general/? http://www.bmw.de/de/de/general/configurations_center/configurator.html
Eine beliebte Begründung ist natürlich, dass man diese komplizierten Pfade braucht, um auf den unterschiedlichen Länderseiten ebenfalls diese Konfiguratoren anbieten zu können. Fakt ist aber, dass die eh meist ganz unterschiedlich sind, weil in den internationalen Märkten ganz andere Produkte angeboten werden. Eine Stichprobe im Audi-Konfigurator in den USA hat ergeben, dass dort der A1 gar nicht angeboten wird. Und das, obwohl der Mini zumindest auf den Straßen Kaliforniens mittlerweile zum ganz normalen Straßenbild gehört.
Noch mal zum BMW-Konfigurator: Auf meinem Chromebook lädt das Java-Applet (ist es eins?) gar nicht. Klar erfahre ich dadurch, wie mein Wunschauto in der BMW-Welt aussähe. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass ich mir den da abhole? Da geht es nur um Marken-Inszenierung, nicht aber darum, mir möglichst schnelle eine Konfiguration zu erlauben. Tatsächlich könnte ich aber das Zusammenflicken der Features mitsamt einer Ansicht des ausgewählten Fahrzeugs auch in einer HTML-/CSS-Lösung umsetzen. Audi macht das etwa vor. Da habe ich sogar die Wahl zwischen einer geführten Auswahl über mehrere Schritte, die sich als das normale Vorgehen, herauskristallisiert zu haben scheint, und einem Expertenmodus, mit dem ich zumindest alle Extras auf einer Seiten auswählen kann.
Die App, mit der dann das Wunschfahrzeug konfiguriert, passt in einem modernen Browser wie Chrome 16 auf dem Mac nicht in ein Fenster, sondern ein unnötiger Scrollbalken entsteht rechts. Sonderzeichen kann die App auch nicht.
Die Antwort
In der Headline habe ich eine Frage gestellt. Fast hätte ich die vergessen zu geben. Natürlich kenne ich die Antwort genauso wenig wie alle anderen spekulativ veranlagten Blogger. Ich vermute, dass es einfach daran liegt, dass die Macher der Seiten sich das Budget und damit auch die Freigabe vom Herstellermarketing Privatkunden holen müssen. Und die Kollegen scheinen eher in Markenbegriffen zu denken als in Machbarkeit.
The Silberstreif
Es gibt aber auch noch nette Ideen, so ist es jetzt auch nicht wieder.
Was nett gemacht wurde im Finanzierungsbereich, ist das Ausgrauen nicht mehr aktueller Zwischenberechnungen. Allerdings sieht das ganze wieder ganz anders aus, wenn ich mir statt es eines 3ers einen 1er-BMW konfigurieren will. Konsistenz ist etwas Anderes.
Übrigens außerdem süß: Ein Diskettensymbol wird benutzt, damit ich meine Konfiguration abspeichern kann. Das ist schon sehr Windows 3.1
0 Kommentare zu “Warum haben die Websites von Autoherstellern so eine schlechte User Experience?”